Projektwoche zur Ortsgeschichte Wildau im NS
Während der Projektwoche beginnend am 8.Juli 2024 widmeten sich drei neunte Klassen einem zeitgeschichtlichen Thema. Ziel war es, Einblicke in die Geschichte und die Auswirkungen des Nationalsozialismus vor Ort zu gewinnen, insbesondere durch die Untersuchung von Zwangsarbeitslagern in Wildau bis 1945 und die Auseinandersetzung mit den Biografien der Täter des Holocausts.
Forschung zu Zwangsarbeitslagern
Zwei der Klassen konzentrierten sich auf die Spuren von Wildauer Zwangsarbeitslagern, die ab 1940 und verstärkt 1942 im Ort existierten. Sie suchten nach baulichen Überresten und analysierten schriftliche Quellen wie Luftbilder, Briefe, Veröffentlichungen und einen Lagerplan von 1943. Außerdem bildete die Arbeit mit ausgewählten Biografien der Männer, Frauen und Kinder die zur Arbeit gezwungen wurden eine Basis die Lebensumstände zu erfahren. So konnten die Schülerinnen einem Interview entnehmen, wie die Lebensumstände von Iwan waren. Iwan kam als Jugendlicher nach Wildau. Er war 16 Jahre alt und musste auf einem Bauernhof im Ortsteil Hoherlehme arbeiten. An Iwan erinnerte sich Elli Müller im Jahr 2004, sie war 1942 ein Kind und erzählte wie es Iwan auf dem Hof ihrer Eltern erging. ("So war es", Dokumente, 2004, Zeuthen S.239).
Diese praktische und forschungsorientierte Arbeit half den Schülerinnen und Schülern, die lokale Geschichte zu verstehen und die Präsenz der Lager im Ortsbild nachzuvollziehen.
Ein Teil dieser Forschung beinhaltete den Besuch des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide. Das Zentrum bietet Bildungsprogramme, darunter Führungen und Workshops. Hier konnten die Schüler die Geschichte der NS-Zwangsarbeit erkunden und an interaktiven Lernaktivitäten teilnehmen. Die Ausstellungen im Zentrum beleuchten das alltägliche Leben der Zwangsarbeiter und die Bedingungen, unter denen sie lebten und arbeiteten.
Besuch des Hauses der Wannseekonferenz
Die dritte Klasse besuchte das Haus der Wannseekonferenz, einen Ort, an dem 1942 die "Endlösung der Judenfrage" geplant wurde. Die Schüler arbeiteten mit den Biografien der Schreibtischtäter der Shoa und setzten sich mit den Hintergründen und Motiven dieser Personen auseinander. Durch die Analyse dieser Biografien erhielten die Schüler einen Einblick in die systematische Planung und Durchführung des Holocausts durch den nationalsozialistischen deutschen Staat.
Die Projektwoche bot den Schülerinnen und Schülern eine Gelegenheit, sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Durch praktische Forschung, den Besuch historischer Stätten und die Auseinandersetzung mit Biografien erhielten sie ein Verständnis für die Auswirkungen und die Mechanismen des NS-Regimes. Diese Erfahrungen fördern nicht nur historisches Wissen, sondern auch ein kritisches Bewusstsein und Empathie gegenüber den Opfern dieser Epoche.